gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

„Psychosoziale Krisenintervention und Stressbewältigung“ – Steigerung der Selbsteinschätzung, der Empathie und des theoretischen Wissens in einem Wahlfach zum Umgang mit psychosozialen Krisen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Bastian Weiss - Medizinische Universität Graz, Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Graz, Österreich
  • Franziska Matzer - Medizinische Universität Graz, Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Graz, Österreich
  • Herta Tritthart - Medizinische Universität Graz, Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Graz, Österreich
  • Jolana Wagner-Skacel - Medizinische Universität Graz, Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Graz, Österreich
  • Christian Vajda - Medizinische Universität Graz, Univ.-Klinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Graz, Österreich

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV20-01

doi: 10.3205/21gma074, urn:nbn:de:0183-21gma0744

Published: September 15, 2021

© 2021 Weiss et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Studierende der Medizin sind während ihres Studiums einer Vielzahl an persönlichen Stressoren ausgesetzt und müssen in ihrer späteren klinischen Tätigkeit ebenso mit biopsychosozialen Krisen ihrer Patient*innen umgehen können. Das Wahlfach „Psychosoziale Krisenintervention und Stressbewältigung“ an der Medizinischen Universität Graz wurde im Wintersemester 2017/18 neu konzipiert und verfolgt das Ziel Studierenden sowohl das theoretische Wissen als auch die praktischen Fertigkeiten im Umgang mit Krisen zu lehren und Konzepte für den Umgang mit persönlichem Stress sowie Belastungen bei späteren Patient*innen näherzubringen. Da die Konzeption und erste Ergebnisse der begleitenden Studie im Zuge der GMA-Tagung 2019 vorgestellt wurden, kann nun ein erweitertes Update der Ergebnisse präsentiert werden.

Methoden: Das Wahlfach umfasst 2 ECTS zu acht Lehreinheiten. Die Inhalte werden durch ein interdisziplinäres Team bestehend aus psychiatrischer, psychotherapeutischer und psychologischer Fachexpertise in Theorie und praktischen Übungen vermittelt. In einem Prä/Post-Design (t0=Beginn des Wahlfaches; t1=Ende des Wahlfaches) wurden Daten aus fünf Wahlfachdurchgängen in drei verschiedenen Kategorien erhoben. Zum einen wurde die Selbsteinschätzung der eigenen Kompetenz und des theoretischen Wissens im Umgang mit krisenhaften Situationen mittels dreier 10-stufiger Likert-Skalen erfragt. Zum anderen wurde anhand der deutschen Version der Jefferson Scale of Physician Empathy – Medical Student Version (JSPE-MS, 7-stufige Likert-Skala), welche eine Maximalpunkteanzahl von 140 aufweist, die Empathiefähigkeit erfasst. Abschließend wurde in einem aus 20 Items bestehenden Fragebogen das theoretische Wissen zu Krisen und Stressbewältigung abgeprüft (6 Antwortmöglichkeiten, eine jeweils korrekt).

Ergebnisse: Der theoretische Wissenszuwachs von 42 Studierenden (69% weiblich) im Prä/Post-Vergleich stieg stark an (r=0.84, p<0.001). Ebenso konnte bei der Selbsteinschätzung der Studierenenden eine mittelstarke Verbesserung (p jeweils <0.001, Durchschnitt der Effektstärke r aus den drei Skalen=0.55, SD=0.06) gezeigt werden. Auf der JSPE-MS erhöhte sich im Durchschnitt die Anzahl der erreichten Punkte von 121.31 auf 124.93 (p=0.002).

Diskussion: Die Ergebnisse legen nahe, dass die aktuelle Konzeption des Wahlfaches einen sinnvollen Rahmen zur Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten im Umgang mit biopsychosozialen Krisen leisten kann. Sowohl das theoretische Wissen wie auch die subjektive Selbsteinschätzung und die gemessene Empathie nahmen bei den teilnehmenden Studierenden zu.

Take Home Messages: Psychosoziale Krisen sind Teil der privaten wie beruflichen Lebensrealität von Studierenden der Medizin sowie von Ärztinnen und Ärzten. Die Entwicklung von Lehrveranstaltungen zu diesem Thema sollte zur Vermittlung möglicher Strategien im Umgang mit Krisen erfolgen. Das vorliegende Wahlfach könnte als ein Best-Practice-Beispiel dienen.