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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 17.09.2016, Bern, Schweiz

Beantwortungszeiten von Fragen bei einem online durchgeführten Progresstest: Abhängigkeit von Schwierigkeit, Studienjahr und Korrektheit der Antwort und die „first instinct fallacy“

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Andreas Möltner - Heidelberg, Deutschland
  • Jörn Heid - Heidelberg, Deutschland
  • Stefan Wagener - Heidelberg, Deutschland
  • Jana Jünger - Heidelberg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bern, 14.-17.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV1-153

doi: 10.3205/16gma177, urn:nbn:de:0183-16gma1775

Published: September 5, 2016

© 2016 Möltner et al.
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Text

Hintergrund: Die Erfassung der Beantwortungszeiten von Prüfungsaufgaben dient nicht nur zur Optimierung der Relation von Aufgabenzahl und Bearbeitungszeit einer Prüfung, sondern gibt Hinweise auf die kognitiven Prozesse, die bei der Entscheidungsfindung stattfinden. Ziel der vorliegenden Studie war, Änderungen der Antwortzeiten für MC-Aufgaben im Verlauf des Studiums und ihre Beziehung zur zunehmenden Expertise zu untersuchen.

Methoden: Der im November 2015 durchgeführte 3. Studentische Progresstest für Medizinstudenten (N=950) bestand aus 120 MC-Fragen. Der Test wurde online durchgeführt und die Bearbeitungszeiten für jede Aufgabe ermittelt. Die Antwortzeiten wurden in Abhängigkeit von ihrem Status (korrekt, falsch oder mit „weiß nicht“ beantwortet), dem Studienjahr und der Schwierigkeit der Aufgabe varianzanalytisch ausgewertet. Eine zusätzliche Analyse wurde für die Aufgaben vorgenommen, die von den Teilnehmern revidiert wurden.

Ergebnisse: Studierende höherer Semester wenden deutlich mehr Zeit auf, um bei einer Aufgabe die Antwort „weiß nicht“ zu geben, ebenfalls werden Aufgaben, die falsch beantwortet werden, länger bearbeitet. Für korrekt beantwortete Aufgaben sinkt die Bearbeitungszeit hingegen leicht mit der Studiendauer.

Für die Bearbeitungszeit von Aufgaben, die von den Teilnehmern revidiert wurden, ergeben sich, bei insgesamt längeren Antwortzeiten als für nicht revidierte, ähnliche Relationen. Revisionen führen zwar meist zu Verbesserungen, sind aber zeitaufwendig.

Diskussion: Die Ergebnisse bestätigen die Resultate aus der Literatur [1], [3] und erweitern sie um Aussagen zur expliziten Entscheidung „weiß nicht“. Die Daten stützen das Modell, dass mit zunehmender Expertise ein Prozess des „Slowing down when you should“ [5] stattfindet. Die in der Literatur [2], [4] berichteten Resultate zur „first instinct fallacy“ konnten bestätigt werden.

Take-Home-Message: Mit zunehmender Expertise wird die Dauer zur Entscheidungsfindung den Anforderungen der Aufgaben angepasst.


Literatur

1.
Agrawal S, Norman GR, Eva KW. Influences on medical students' self-regulated learning after test completion. Med Educ. 2012;46(3):326-335. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2011.04150.x External link
2.
Couchman JJ, Miller NE, Zmuda SJ, Feather K, Schwartzmeyer T. The instinct fallacy: the metacognition of answering and revising during college exams. Metacogn Learn. 2015;1-15.
3.
Curtis DA, Lind SL, Boscardin CK, Dellinges M. Does student confidence on multiple-choice question assessments provide useful information?. Med Educ. 2013;47(6):578-584. DOI: 10.1111/medu.12147 External link
4.
Kruger J, Wirtz D, Miller DT. Counterfactual thinking and the first instinct fallacy. J Pers Soc Psychol. 2005;88(5):725. DOI: 10.1037/0022-3514.88.5.725 External link
5.
Moulton CA, Regehr G, Mylopoulos M, MacRae HM. Slowing down when you should: a new model of expert judgment. Acad Med. 2007;82(10):109-116. DOI: 10.1097/ACM.0b013e3181405a76 External link