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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Beratungsanlass "Halsschmerz" in der allgemeinmedizinischen Sprechstunde – Ergebnisse der 4. Sächsischen Epidemiologischen Studie der Allgemeinmedizin (SESAM-4) der Sächsischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM)

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Grit Reinisch - Lehrbereich Allgemeinmedizin, Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • author Anke Pasold - Lehrbereich Allgemeinmedizin, Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • corresponding author Henna Riemenschneider - Lehrbereich Allgemeinmedizin, Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • author Roger Voigt - Sächsische Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM), Dresden, Deutschland
  • author Karen Voigt - Lehrbereich Allgemeinmedizin, Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden an der Technischen Universität Dresden / Sächsische Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM), Dresden, Deutschland
  • author Antje Bergmann - Lehrbereich Allgemeinmedizin, Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden an der Technischen Universität Dresden / Sächsische Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM), Dresden, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom188

doi: 10.3205/11fom188, urn:nbn:de:0183-11fom1882

Published: September 14, 2011

© 2011 Reinisch et al.
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Text

Hintergrund: Das Symptom Halsschmerz kann sowohl bei Kindern, als auch bei Erwachsenen mehrmals pro Jahr auftreten. In den meisten Fällen ist es durch eine akute, virale Infektion der oberen Atemwege bedingt [1]. Für Halsschmerz als Beratungsanlass (BA) wurde in aktuelleren deutschen Studien eine Häufigkeit von 2,2 [2] bis 2,7 % [3] festgestellt. Ziel dieser SESAM-4-Teilanalyse bestand in der Analyse des Beratungsanlasses Halsschmerz und sich anschließender diagnostischer und therapeutischer ärztlicher Handlungen.

Material und Methoden: Im Rahmen der SESAM-4 wurden 2529 Arzt-Patienten-Kontakte in der allgemeinmedizinischen Sprechstunde von 73 Allgemeinmedizinern im Bundesland Sachsen mit Hilfe eines teilstandardisierten Fragebogens dokumentiert. Der Erhebungszeitraum umfasste ein Jahr (01.04.2008–31.03.2009).

Ergebnisse: 1,3% aller BA (n=57) der SESAM-4 betrafen den Halsschmerz. Die Geschlechterverteilung (53% weiblich) ähnelte der in der Gesamtstichprobe. Der Altersdurchschnitt dieser Teilstichprobe lag bei 29,2 (±15,6 s.d.) Jahren, was weit unter dem der Gesamtstudie (54,7±21,2 s.d. Jahre) war. Begleitsymptome wiesen 84,2% der Halsschmerzpatienten auf, wobei Fieber (24,6%), Husten (19,3%) und Kopfschmerz (15,8%) am Häufigsten auftraten. 50,9% Patienten dieser Teilstichprobe hatten bereits eine oder mehrere vom Arzt kodierte Dauerdiagnose(n), vor allem Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (29,8%), Krankheiten des Kreislaufsystems (19,3%) sowie endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (10,5%). Bei 3 von 4 Halsschmerzpatienten (75,4%) wurde eine Medikamentenverordnung dokumentiert. In knapp der Hälfte (49,1%) der Konsultationen mit BA Halsschmerz wurde auf Antibiotika zurückgegriffen. Bei 54,4% erfolgte die Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit (AU).

Diskussion: Die Häufigkeit für den BA Halsschmerz in der SESAM-4 war etwas geringer als in anderen Studien [2], [3]. Der BA Halsschmerz kam in der Regel mit Begleitsymptomen bei jüngeren Patienten vor. Der rund 50%ige Anteil an AU-Bescheinigungen und Antibiotikaverschreibungen erklärt sich möglicherweise durch die Mehrheit von Patienten im berufstätigen Alter, welche den Arzt erst bei schwerer Symptomatik aufsucht [1]. Die vorhandenen Dauerdiagnosen können auch eine Erklärung sein.

Schlussfolgerung: Bei der Therapie bei Halsschmerzpatienten sollten Antibiotika nur nach genauem Abwägen [1] und unter Berücksichtigung vorhandener Dauerdiagnosen verordnet werden. Auf dies sollte konsequent in hausärztlichen Fortbildungen verwiesen werden.


Literatur

1.
Wächtler H, Chenot J-F; Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin Düsseldorf. DEGAM-Leitlinie Nr. 14: Halsschmerzen. Stand Oktober 2009.
2.
Voigt R. Der Beratungsanlass in der allgemeinmedizinischen Konsultationssprechstunde (SESAM-2), Dissertation. Universität Leipzig 2003.
3.
Kühlein T, et al. Kontinuierliche Morbiditätsregistrierung in der Hausarztpraxis (CONTENT). München: Urban & Vogel; 2008.