gms | German Medical Science

22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Pflegeheime in der COVID-19-Krise (HEICO) – Belastungen, Herausforderungen und Chancen der Pandemie – eine thematische Analyse

Meeting Abstract

  • Marco Sander - Universitätsklinikum Köln (AöR), Institut für Pflegewissenschaft, Köln, Deutschland
  • Anja Bieber - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle, Deutschland
  • Anna Dammermann - Universität zu Lübeck, Sektion Forschung und Lehre in der Pflege, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • Steffen Fleischer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle, Deutschland
  • Martin N. Dichter - Universitätsklinikum Köln (AöR), Institut für Pflegewissenschaft, Köln, Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmV-2-04

doi: 10.3205/21ebm009, urn:nbn:de:0183-21ebm0096

Published: February 23, 2021

© 2021 Sander et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund/Fragestellung: Während der COVID-19-Pandemie wurden in Deutschland Infektionsschutzmaßnahmen angeordnet, die in Pflegeheimen als Kontaktbeschränkungen, Besuchsverbote, Kohortierung und spezielle Hygienemaßnahmen umgesetzt wurden. Ziel von HEICO ist die Analyse und Beschreibung von Herausforderungen und Konsequenzen der Pandemie in der stationären Altenpflege. Diese multizentrische Studie wurde als qualitative Interviewstudie durchgeführt, um die diesbezüglichen Auswirkungen aus Sicht der Beteiligten in den Einrichtungen abbilden zu können.

Methoden: Mittels einer qualitativen Querschnittsstudie wurden anhand eines strukturierten Leitfadens in bundesweiter Verteilung Interviews mit Wohnbereichs- und Einrichtungsleitungen stationärer Altenpflegeeinrichtungen nach SBG XI durchgeführt.

Die Datenanalyse erfolgte anhand der Thematic framework analysis nach Ritchie und Spencer (1994). Hierbei wird das vorhandene Datenmaterial anhand einer ersten induktiven Analyse geclustert und im zweiten Schritt mit dem Interviewleitfaden zusammengeführt, sodass ein Analyserahmen mit thematischen Codes entsteht. Anhand diesem erfolgt die Indexierung und Auswertung der jeweiligen Interviewinhalte, sodass im letzten Schritt der Analyse das extrahierte Datenmaterial abgebildet und interpretiert werden kann.

Ergebnisse: Von April bis Juni 2020 wurden 40 Interviews mit Einrichtungsleitungen sowie 39 Interviews mit Wohnbereichsleitungen aus 42 Einrichtungen durchgeführt. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die Pandemie mit heterogenen Herausforderungen für die Organisation und Durchführung der Pflege in den Einrichtungen einhergeht. Hierzu zählen unter anderem ein Mehraufwand durch die Umsetzung der Vorgaben und mangelnde Unterstützung durch lokale und kommunale Akteure. Die Pandemie führt zu einer emotionalen und psychischen Belastung auf Seiten der Pflegenden. Zudem stellen die Maßnahmen im Zusammenhang mit der schrittweisen Lockerung der Besuchsverbote und den einhergehenden organisationalen Veränderungen im Ablauf einen erheblichen Mehraufwand dar, der mit Ängsten der Pflegenden vor einem erneuten Infektionsanstieg einhergeht.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse ermöglichen es, anhand von Beschreibungen aus den Einrichtungen während der frühen Phase der Pandemie und der späteren relativen Stabilität, Hinweise auf gelungene Anpassungsprozesse zu geben und Grundlagen für mögliche Konzepte zu entwickeln, um künftige ähnliche Herausforderungen bewältigen zu können.

Interessenkonflikte: Es bestehen keine Interessenkonflikte.