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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Die Situation von älteren Menschen zu Beginn der COVID-19 Pandemie – ein Scoping Review

Meeting Abstract

  • Ralph Möhler - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Deutschland
  • Beate Gärtner - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Deutschland
  • Judith Fuchs - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Deutschland
  • Gabriele Meyer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle, Deutschland
  • Christa Scheidt-Nave - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmV-2-03

doi: 10.3205/21ebm008, urn:nbn:de:0183-21ebm0083

Published: February 23, 2021

© 2021 Möhler et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Alter ist ein Risikofaktor für schwere oder tödliche Verläufe einer COVID-19 Erkrankung. Daher wurden in vielen Ländern für ältere Menschen besondere Maßnahmen ergriffen, wie Kontakteinschränkungen in Langzeitpflegeeinrichtungen und Empfehlungen zur Selbstisolation. Diese Maßnahmen bedeuteten eine massive Einschränkung, besonders für pflegebedürftige Personen. Das Ziel dieses Scoping Reviews war die systematische Beschreibung von Themen in Publikationen mit Bezug zu COVID-19 und älteren Menschen zu Beginn der Pandemie. Der Schwerpunkt lag dabei auf drei Handlungsfeldern mit großer Bedeutung für ältere Menschen (Grube et al. 2017 [1]): (1) Lebenswelt, (2) Aktivität und Teilhabe und (3) gesundheitliche und funktionelle Ressourcen.

Methoden: Der Scoping Review wurde nach der Methode von Arksey und O'Malley (2005) erstellt. Die systematische Literaturrecherche erfolgte in einer vom Robert Koch-Institut geführten Datenbank mit Publikationen zur COVID-19-Pandemie (Juni 2020). Für diese Datenbank wurden regelmäßig die Fachdatenbanken Medline, Embase sowie verschiedenen Preprint-Server durchsucht. Zusätzlich wurden Stellungnahmen und Positionspapiere auf den Internetseiten von 14 nationalen Gruppierungen (Fachgesellschaften, Selbsthilfeorganisationen und Forschungsnetzwerke) recherchiert. Die Auswahl der Studien erfolgte für die drei Handlungsfelder durch zwei unabhängige Reviewer. Für alle eingeschlossenen Dokumente und Publikationen erfolgte eine thematische Analyse und Synthese.

Ergebnisse: Von den 50.108 Publikationen in der RKI Datenbank erfüllten 150 die Einschlusskriterien; von den 57 identifizierten Beiträgen nationaler Gruppierungen wurden 47 eingeschlossen. Die Mehrzahl der Dokumente waren Diskussionspapiere. Inhaltlich zeigten sich Überschneidungen. Soziale Isolation und Einsamkeit als Folge der Kontaktbeschränkungen und Diskriminierung aufgrund des Alters wurden in allen Handlungsfeldern thematisiert. Ein weiteres Thema war das Risiko von schweren Verläufen nach einer COVID-19 Infektion bei älteren Menschen.

Schlussfolgerung: Die Mehrzahl der eingeschlossenen Publikationen schätzte die Folgen der Kontaktbeschränkung für ältere Menschen als sehr negativ ein. Alter pauschal als Risikofaktor anzusehen, wurde ebenfalls als unangemessen beurteilt. Die geringe Zahl der empirischen Studien lässt sich zum Teil mit dem kurzen Zeitraum seit Ausbruch der Pandemie erklären.

Interessenkonflikte: Keine


Literatur

1.
Grube et al. Entwicklung eines Rahmenkonzepts für ein Public-Health-Monitoring der Bevölkerung ab 65 Jahren: Ergebnisse des IMOA-Workshops zu Konzepten und Indikatoren. Bundesgesundheitsblatt. 2017;60:879-82