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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch: 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 17.03.2012, Hamburg

Bremer Arzneimittelregister (BAR©) – Schnelle evidenzbasierte Hilfe bei der täglichen Wirkstoffwahl

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Isabel Püntmann - G.T.EM (Gesellschaft für Therapieforschung und Experimentelle Medizin) mbH, Bremen, Deutschland
  • author Hans Wille - Institut für Pharmakologie am Klinikum Bremen-Mitte gGmbH, Bremen, Deutschland
  • author Bernd Mühlbauer - Institut für Pharmakologie am Klinikum Bremen-Mitte gGmbH, Bremen, Deutschland

Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch. 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 15.-17.03.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ebm081

doi: 10.3205/12ebm081, urn:nbn:de:0183-12ebm0816

Published: March 5, 2012

© 2012 Püntmann et al.
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Hintergrund: Über 10.000 Medikamente mit über 2.400 Wirkstoffen (WS) sind in Deutschland zugelassen. Im Praxisalltag ist es schwierig, den therapeutischen Stellenwert eines Arzneimittels systematisch zu beurteilen. Bei neuen WS ist dies unmöglich, da die Datenbasis zu Wirksamkeit und Sicherheit mehr als dürftig ist. Positiv- oder Negativ-Listen könnten die ärztliche Entscheidung erleichtern, sind aber trotz vielfacher Versuche seit den 70er Jahren immer wieder in der Praxis gescheitert.

Methodik: Auf gezielten Wunsch und unter intensiver Beteiligung niedergelassener Ärzte wurde von Pharmakologen in Bremen das BAR© erstellt. Dessen primäres Ziel ist es, die Arzneimittelauswahl in der Praxis zu erleichtern, indem – nach evidenzbasierten Kriterien und systematisch geordnet nach häufigen Indikationen – Erstwahl-Medikamente und deren Alternativen als Positiv-Empfehlungen gelistet werden. Weitere Ziele sind eine bessere Abstimmung zwischen fach- und hausärztlicher WS-Verordnung sowie die Förderung von Zufriedenheit und Compliance der Patienten. Nach zweijähriger Pilotphase mit 28 Praxen verschiedener Fachrichtungen wird das BAR© seit 2011 im Rahmen des Versorgungsvertrages zwischen Kassenärztlicher Vereinigung und Hausarztpraxen im Land Bremen von über 370 Ärzten angewandt. Durch kollegiales Feedback zur Praxistauglichkeit und durch engmaschige Analysen des Verordnungsverhaltens erfolgen quartalsweise konsentierte Adaptationen des BAR©.

Ergebnisse: Das BAR© enthält ca. 250 einzelne WS. Bereits in den ersten drei Quartalen 2011 erfolgten mit steigender Tendenz in mehr als 90% der teilnehmenden Praxen WS-Verordnungen, die zu über 80% BAR©-konform waren. Zwischen 21 und 29% der Praxen erreichten eine BAR©-Konformität von über 90%. Die geringste Konformität betrug 43%. Derzeit erfolgen gezielte Auswertungen nach Indikationsgebieten, um diejenigen mit höherem Fortbildungsbedarf zu identifizieren.

Schlussfolgerung: Das Verteilungsmuster der WS-Verordnungen der beteiligten Bremer Hausartzpraxen bildet zu mehr als 80% die Inhalte des BAR© ab. Trotz der bereits zu Beginn hohen Konformität ist eine weitere Zunahme im Zeitverlauf erkennbar. Damit erscheint bereits jetzt die Praxistauglichkeit des BAR© erwiesen zu sein. Als Gründe für die hohe Akzeptanz des BAR© werden die Freiwilligkeit der Teilnahme, das Prinzip des Empfehlungskorridors und die konstante Beteiligung der verordnenden Ärzte an der Entwicklung des Registers angegeben.