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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Prävalenz des Prostatakarzinoms in Deutschland: Eine Krankenkassendatenanalyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jörg Tomeczkowski - Janssen-Cilag GmbH, Neuss, Germany
  • Wilma Erhardt - Janssen-Cilag GmbH, Neuss, Germany
  • Sabine Brookman-May - Janssen-Cilag GmbH, Neuss, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO3-3-07-311

doi: 10.3205/13dkvf246, urn:nbn:de:0183-13dkvf2468

Published: October 25, 2013

© 2013 Tomeczkowski et al.
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Text

Hintergrund: Das Prostatakarzinom (PCa) stellt in Deutschland die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache beim Mann dar. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, anhand von Krankenkassendaten (Sekundärdaten) die Prävalenz des Prostatakarzinoms zu ermitteln. Dabei soll zusätzlich der Anteil Patienten: 1. ohne weitere primäre und sekundäre Neubildungen, 2. mit ausschließlich sekundärer Neubildung in den intrapelvinen Lymphknoten, 3. mit zusätzlichen sekundären Neubildungen (Fernmetastasen) und 4. mit weiteren primären Neubildungen (Zweitmalignome) erfasst werden. Außerdem sollen Informationen zur Verordnung oder Anwendung einer Chemo-, Hormon- und Schmerztherapie beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom generiert werden.

Methodik: Als Grundlage diente eine dynamische Krankenkassenkohorte aus den Jahren 2007 bis 2010 mit ca. 2,1 Millionen Versicherten. Zur Ermittlung der Prävalenzen wurde die Stichprobe anhand der KM6-Statistik für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) altersadjustiert hochgerechnet. Patienten mit PCa wurden im niedergelassenen und stationären Behandlungsbereich anhand der ICD-10 Diagnose C61 mit dem Kürzel -G- (gesichert) oder -Z- (derzeit symptomloser Zustand) identifiziert. Eine zusätzlich kodierte sekundäre Neubildung (Metastasierung) wurde über die ICD-10-Kodes C77, C78 oder C79 erkannt. Für das Jahr 2010 wurden zusätzlich noch der Anteil der Prostatakarzinompatienten mit weiteren onkologischen Erkrankungen (Zweitmalignome) und bei Patienten mit metastasiertem PCa die Art und Häufigkeit der verordneten oder durchgeführten Chemo-, Hormon- und Schmerztherapie über ATC-Kodes, Pharmazentralnummern und Operationen- und Prozeduren-Schlüssel (OPS-Code) ermittelt. Anhand der Art der Schmerztherapie wurden die Patienten als asymptomatisch, mild-symptomatisch oder symptomatisch klassifiziert.

Ergebnisse: Zwischen den Jahren 2007 und 2010 stieg die Prävalenz des Prostatakarzinoms von 1,26 % auf 1,65 % (541.944 für die GKV) und die Prävalenz des metastasierten Prostatakarzinoms von 0,12 % auf 0,18 % (58.805 für die GKV) an. Von den Patienten mit Metastasen erhielten im Jahr 2010 37,9 % der Patienten eine alleinige Hormontherapie, 26,4 % erhielten eine Chemotherapie (mit und ohne begleitende Hormontherapie), und 35,7 % der Patienten erhielten weder eine Hormon- noch eine Chemotherapie. Anhand der Verordnungen von Analgetika und Antianämika wurden 34,4 % der Patienten als asymptomatisch, 30,3 % als mild-symptomatisch und 35,3 % als symptomatisch eingestuft. Weitere onkologische Erkrankungen (Zweitmalignome) konnten bei 23,5 % der Patienten mit Prostatakarzinom und bei 36,0 % der Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom nachgewiesen werden. Von den 10,9 % PCa-Patienten mit einer zusätzlichen Kodierung für eine sekundäre Neubildung (C77 -79) hatten 0,1 % eine ausschließliche Kodierung für intrapelvine Lymphknoten (C 77.5).

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Prävalenz des Prostatakarzinoms in Krankenkassendaten entspricht ungefähr der bisher berichteten Prävalenz. Der Anteil von 26,4 % mit Chemotherapie erscheint vor dem Hintergrund, dass 35,3 % als symptomatisch eingestuft wurden, als niedrig. Möglicherweise erhält ein Teil der Prostatakarzinompatienten, für die eine Indikation zur Chemotherapie besteht, diese in der Behandlungsrealität aus verschiedenen Gründen nicht. Der hohe Anteil an Patienten mit weiteren kodierten Zweitmalignomen und der niedrige Anteil an Patienten mit kodierten sekundären Neubildungen in den intrapelvinen Lymphknoten könnten ein Hinweis darauf sein, dass Metastasen nicht eindeutig diagnostiziert werden und/oder eine nur unzureichende Kodierung aller vorhandenen Metastasen erfolgt.