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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Stroke Unit Versorgung und Krankenhaussterblichkeit in Deutschland 2005 bis 2010

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ulrike Nimptsch - Technische Universität Berlin, Berlin, Germany
  • Thomas Mansky - Technische Universität Berlin, Berlin, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocKV12-227

doi: 10.3205/13dkvf131, urn:nbn:de:0183-13dkvf1312

Published: October 25, 2013

© 2013 Nimptsch et al.
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Hintergrund: Die Akutversorgung von Schlaganfallpatienten auf dafür spezialisierten Einheiten (Stroke Units) wird in deutschen Krankenhäusern seit dem Jahr 2006 über das DRG System finanziert. Dies hat dazu geführt, dass Kliniken seitdem zunehmend Stroke Units eingerichtet haben und mehr Schlaganfallpatienten eine Stroke Unit Versorgung erhalten. Im gleichen Zeitraum ist die Krankenhaussterblichkeit nach Schlaganfall in Deutschland - wie auch in anderen Industrienationen - gesunken.

Diese Arbeit untersucht die Veränderung der Krankenhaussterblichkeit im Zusammenhang mit der zunehmenden Stroke Unit Versorgung.

Methodik: Datengrundlage ist die DRG-Statistik der Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, die die DRG-Abrechnungsdaten aller deutschen Krankenhäuser enthält.

Analysiert werden schlaganfallbedingte Krankenhausbehandlungen der Jahre 2005 bis 2010, die über die Hauptdiagnose (ICD-10 Kodes I60, I61, I63, I64) identifiziert werden. Ausgeschlossen sind Patienten mit einem Alter unter 20 Jahren, sowie aus anderen Akutkrankenhäusern zuverlegte Patienten. Die Versorgung auf einer Stroke Unit wird über die Prozedurenschlüssel der entsprechenden Komplexbehandlung (OPS Kodes 8-981, 8-98b) identifiziert. Bei Krankenhäusern, die in einem Jahr mindestens 10 Stroke Unit Behandlungen abgerechnet haben, wird auf das Vorhandensein einer Stroke Unit geschlossen.

Berechnet wird die nach Alter, Geschlecht, Schlaganfalltyp und Begleiterkrankungen adjustierte Krankenhaussterblichkeit. Trends werden für Kohorten von Krankenhäusern in Abhängigkeit vom Beginn der Abrechnung der Stroke Unit Behandlung dargestellt.

Ergebnisse: Insgesamt sinkt die Krankenhaussterblichkeit während des Betrachtungszeitraums. In allen Krankenhauskohorten, die im Verlauf mit der Abrechnung der Stroke Unit Behandlung begonnen haben erreicht die adjustierte Sterblichkeit bis zum Jahr 2010 einen nahezu gleichen Level von 9,2% (roh 8.8% bis 9.6%).

In den Krankenhauskohorten, die bis 2008 oder früher mit der Abrechnung der Stroke Unit Behandlung begonnen haben, verläuft der Rückgang der Sterblichkeit mit dem allgemeinen zeitlichen Trend. Eine darüber hinausgehende Reduzierung der Sterblichkeit wird nur in der Kohorte der Krankenhäuser beobachtet, bei denen die Abrechnung der Stroke Unit erst in den Jahren 2009 und 2010 eingesetzt hat. Die jährlichen Fallzahlen dieser Krankenhäuser sind im Mittel kleiner, als die der Krankenhäuser mit früherem Beginn der Stroke Unit Abrechnung.

In der Kohorte der Krankenhäuser ohne Stroke Unit Abrechnung (im Mittel kleinste Fallzahl) zeigt sich ebenfalls ein Rückgang der Sterblichkeit. Im Jahr 2010 liegt diese jedoch vergleichsweise höher als bei Krankenhäusern mit Stroke Unit Abrechnung (adjustiert 10,6%, roh 12,1%).

Diskussion/Schlussfolgerung: Eine Reduzierung der Sterblichkeit, die über den zeitlichen Trend hinaus geht, wurde nur in Kliniken beobachtet, die in den Jahren 2009 und 2010 mit der Abrechnung der Stroke Unit Behandlung begonnen haben. Bei den Krankenhäusern mit früherem Beginn der Stroke Unit Abrechnung wurden keine zusätzlichen Verbesserungen beobachtet. Hier wird der Beginn der Abrechnung vermutlich keine echte Neueinrichtung einer Stroke Unit darstellen. Vielmehr dürfte es sich um eine zu Abrechnungszwecken formalisierte Einrichtung dieser Versorgungsform in Kliniken mit bereits adäquater Schlaganfallversorgung bzw. schon vor 2006 bestehender Stroke Unit handeln.

Insgesamt sind die Überlebenschancen von Schlaganfallpatienten höher, wenn diese in Kliniken aufgenommen werden, die eine Stroke Unit Behandlung anbieten bzw. abrechnen. Eine stringentere Zuweisung von Schlaganfallpatienten in solche Kliniken könnte die Schlaganfallsterblichkeit vermutlich weiter reduzieren. Eine weitere Verbreitung von Stroke Units in Kliniken mit kleineren Fallzahlen erscheint aus wirtschaftlichen Gründen wegen der hohen Vorhaltekosten dagegen nicht angebracht.