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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie

27.09.-29.09.2012, Karlsruhe

Die spontane interkostale Lungenhernie: Detaillierte Darstellung der Pathogenese und Rekonstruktionstechnik

Meeting Abstract

  • Philipp Stapel - Universitätsklinikum Erlangen, Thoraxchirurgische Abteilung, Erlangen
  • Waldemar Schreiner - Universitätsklinikum Erlangen, Thoraxchirurgische Abteilung, Erlangen
  • Oliver Oster - Universitätsklinikum Erlangen, Thoraxchirurgische Abteilung, Erlangen
  • Horia Sirbu - Universitätsklinikum Erlangen, Thoraxchirurgische Abteilung, Erlangen

Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie. Karlsruhe, 27.-29.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocPO 2.8

doi: 10.3205/12dgt85, urn:nbn:de:0183-12dgt853

Published: September 17, 2012

© 2012 Stapel et al.
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Zielsetzung: Die spontane interkostale Lungenhernie im Bereich der anterolateralen Thoraxwand ist ein seltenes Phänomen. Infolge der relativen Schwäche der Interkostalmuskulatur und aufgrund der Stabilisierung der posterioren Thoraxwand durch die extrathorakale Muskulatur ist sie die Prädilektionsstelle sowohl für traumatische als auch spontane Hernien. Neben dem plötzlichen intrathorakalen Druckanstieg sind Übergewicht und COPD weitere prädisponierende Faktoren. Wir berichten im Folgenden über zwei Patienten mit einer spontanen interkostalen Lungenhernie.

Methode: In beiden Fällen lag ein instabiler Thorax verbunden mit einem chronischen Schmerzsyndrom vor. Die Vorwölbung der Thoraxwand wurde vor 6 Monaten bzw. vor 7 Jahren infolge eines Hustenanfalls und bzw. einer Drehbewegung bemerkt. Eine Distension des Rippenbogens und eine massive Interkostalraumerweiterung waren palpabel. Beim Valsava-Manöver lies sich eine ausgeprägte Vorwölbung bis in den Rücken provozieren. Die Computertomographie bestätigte jeweils eine ausgedehnte interkostale Lungenprotrusion. Im zweiten Fall war die Lungenhernie mit spontanen Rippenfrakturen kombiniert. Klinisch konnten im Bereich der Pseudarthrosen deutliche Krepitationen ausgelöst werden. Ein Volet mobile mit paradoxer Atmung war vor allem bei tiefer Inspiration sichtbar. In beiden Fällen lag neben COPD infolge des Nikotinabusus ein BMI >40 vor.

Ergebnis: Die Bruchpforte wurde über eine muskelsparende tiefe laterale Thorakotomie dargestellt. Hierbei war die Interkostalmuskulatur bei frakturiertem Rippenbogen vollständig retrahiert. Der Bruchsack bestand nur aus dem intakten parietalen Pleurablatt. Nach Anfrischung der Frakturenden wurden die benachbarten Rippen durch mehrere Perikostalnähte adaptiert und der Rippenbogen mit Drahtcerclagen stabilisiert. In einem Fall wurde ergänzend bei großem Thoraxwanddefekt ein Prolenenetz doppelschichtig implantiert. Die postoperative klinische und radiologische Verlaufskontrolle nach drei Monaten zeigte keine Auffälligkeiten.

Schlussfolgerung: Die anterolaterale Thoraxwand ist die Prädilektionsstelle für das Auftreten einer spontanen Lungenhernie. Die Indikation zur raschen operativen Therapie wird durch die geringe Tendenz zur spontanen Regression unterstützt. Vor allem die perikostale Fixierung im gesamten instabilen Bereich und gegebenenfalls die Implantation eines Netzes bei größeren Defekten sind biomechanisch wichtig.