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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Patientenstratifizierung mittels der „EIN Biomarker Strategie“: eine kritische Betrachtung

Meeting Abstract

  • Barbara Mayer - Klinikum der Universität München-LMU, Chirurgische Klinik und Poliklinik-Großhadern, München
  • Andreas Bogner - Klinikum der Universität München-LMU, Chirurgische Klinik und Poliklinik-Großhadern, München
  • Thomas Singer - Klinikum der Universität München-LMU, Chirurgische Klinik und Poliklinik-Großhadern, München
  • Jakob Gülden - Klinikum der Universität München-LMU, Chirurgische Klinik und Poliklinik-Großhadern, München
  • Melanie Zoller - Klinikum der Universität München-LMU, Chirurgische Klinik und Poliklinik-Großhadern, München
  • Mareile Joka - Klinikum der Universität München-LMU, Chirurgische Klinik und Poliklinik-Großhadern, München
  • Karl-Walter Jauch - Klinikum der Universität München-LMU, Chirurgische Klinik und Poliklinik-Großhadern, München

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch673

doi: 10.3205/13dgch673, urn:nbn:de:0183-13dgch6735

Published: April 26, 2013

© 2013 Mayer et al.
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Einleitung: Prädiktive Biomarker spielen als Stratifizierungsmerkmal bei molekularen Therapiestrategien eine zunehmend bedeutende Rolle. Bei einigen Tumorentitäten sind diese Marker ein längst etabliertes Entscheidungskriterium für die Wirkstoffselektion. Beispiele hierfür sind der Östrogen-und Progesteronrezeptorstatus für die Tamoxifentherapie beim Mammakarzinom, der Her2-Status für eine Trastuzumabbehandlung beim Mamma- und jüngst Magenkarzinom oder der KRAS-Status beim kolorektalen Karzinom. Die hohen Rezidivraten trotz der biomarkerbasierten Patientenstratifizierung unterstreichen jedoch die Unzulänglichkeit dieses Vorgehens.

Material und Methoden: Das Projekt bewertet publizierte biomarkergestützte klinische Studien und Metaanalyssen von 2001 bis 2012 Insgesamt wurden 4875 Patienten berücksichtigt.

Ergebnisse: 1) Die Komplexität eines definierten Biomarkers wird bei Therapieentscheidungen derzeit nicht berücksichtigt. Beispielsweise konnte bei den bislang charakterisierten KRAS-Mutationen gezeigt werden, dass der Nachweis einer G13D Mutation entsprechend dem KRAS Wildtyp mit dem Ansprechen auf eine Cetuximab-Therapie korreliert. Dennoch werden aktuell kolorektale Karzinompatienten mit einer G13D Mutation nicht mit Cetuximab behandelt. 2) Die Auswertung eines definierten Biomarkers unterliegt bei verschiedenen Tumorentitäten unterschiedlichen Kriterien. So werden an das Expressionsmuster von Her2/neu beim Mammakarzinom andere Anforderungen gestellt, die zu einer Trastuzumab Therapie führen als beim Magenkarzinom. 3) Bestimmte Biomarker werden derzeit bestimmten Tumorentitäten zugeordnet. Eine Tumorart-übergreifende Biomarkervalidierung wird selten betrachtet. 4) Die Expression von Biomarkern ändert sich bei der Tumorprogression. Trotzdem basiert die Therapieselektion auf den tumorbiologischen Eigenschaften des Primärtumors, während metastatische Lokalisationen beim Biomarkerprofiling unberücksichtigt bleiben.

Schlussfolgerung: Die Komplexität prädiktiver Biomarker wird bei Therapieentscheidungen derzeit unzureichend berücksichtigt. Die Zulassung neuer molekularer Therapeutika basierend auf dem Nachweis eines Biomarkers muss kritisch hinterfragt werden. Die Anwendung eines multiplexen Biomarkerprofils aus proteinchemischen und molekularpathologischen Markern repräsentiert die individuelle Tumorheterogenität umfassender und könnte daher eine zuverlässigere Patientenstratifizierung für bestimmte Therapieoptionen ermöglichen.