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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Stärken und Schwächen strukturierter Chronikerprogramme zur Betreuung chronisch kranker Patientinnen und Patienten in der Primärversorung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Reingard Christina Glehr - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Sarah Spanring - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Gerald Schutting - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Christina Radl-Karimi - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Andrea Siebenhofer - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich; Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocOS-02-16

doi: 10.3205/23degam255, urn:nbn:de:0183-23degam2557

Published: September 27, 2023

© 2023 Glehr et al.
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Text

Hintergrund: Basierend auf einem slowenischen Projekt wurden vom IAMEV Programme zur Betreuung ausgewählter chronischer Erkrankungen in Primärversorgungseinheiten in Österreich mit strukturiertem, proaktivem Betreuungsschema und klarer Aufgabenverteilung zwischen DGKP und Arzt/Ärztin gestaltet. Seit 2020 werden sie in steirischen Gesundheitszentren pilotiert.

Fragestellung: Was sind Stärken und Schwächen der Programme zur strukturierten, interprofessionellen Betreuung chronisch Kranker in der Primärversorgung?

Methoden: In einem Expertenteam wurde ein qualitativer Interviewleitfaden erstellt, eine Studentin zur Interviewführung eingeschult. Nach erfolgreichem Probeinterview wurden zehn Interviews mit fünf ausführenden DGKP und fünf Ärzten/Ärztinnen für Allgemeinmedizin aus den pilotierenden Gesundheitszentren geführt. Derzeit sind Transkription und qualitative Analyse nach Mayring in Arbeit, bis zum Kongressdatum werden alle Daten vollständig ausgewertet sein.

Ergebnisse: Beide interviewten Berufsgruppen nennen die klare und dokumentierte Aufgabenverteilung sowie die verbesserte Nutzung der professionellen Kompetenzen der DGKP als Vorteil der Betreuungsprogramme, außerdem die Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit sowie eine Kompensation des ärztlichen Zeitmangels. Beiden fällt ein Mehrwert durch die unterschiedlichen professionellen Zugänge und Kommunikationsstile auf, beide Gruppen empfinden eine Adhärenzsteigerung bei den eingeschlossenen Patientinnen und Patienten. Die befragten DGKP sehen eine professionelle Aufwertung Ihres Berufstandes.

Beide Gruppen sehen den höheren Personalbedarf auf pflegerischer Ebene als Schwäche. Ärzte/Ärztinnen zeigen den vermehrten Zeitaufwand für eine strukturierte Betreuung chronisch Kranker sowie die zusätzliche interprofessionelle Kommunikation auf und weisen auf eine notwendige gezielte DGKP-Ausbildung hin. Größten Hindernisfaktor nennen DGKP vorhandene Sprachbarrieren.

Diskussion: Der Neuwert dieser Programme zur interprofessionellen Betreuung chronisch Kranker in der Primärversorgung ist die klare Aufgaben- und Verantwortungsregelung der verschiedenen Gesundheitsberufe. Die optimale Nutzung der professionellen Kompetenzen sichert eine qualitative Versorgung der Patientinnen und Patienten, die proaktive Betreuung steigert deren Adhärenz. Die Programme können sowohl für DGKP als auch für Ärztinnen/Ärzte zu einer Attraktivierung der Arbeit in der Primärversorgung beitragen.

Take Home Message für die Praxis: Strukturierte interprofessionelle Betreuungsprogramme für chronisch Kranke in der Primärversorgung werden von ausführenden DGKP und Ärzten/Ärztinnen als Mehrwert für sich und ihre Patientinnen/Patienten gesehen.