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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Restless-Legs-Syndrom – helfen nicht-medikamentöse Verfahren?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Semlitsch - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Cornelia Krenn - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Carolin Rosanne Zipp - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Klaus Jeitler - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich; Medizinische Universität Graz, Institut für Medizinische Informatik Statistik und Dokumentation, Graz, Österreich
  • Heidi Stürzlinger - Gesundheit Österreich GmbH, Abteilung für Evidenz und Qualitätsstandards, Österreich
  • Richard Pentz - Gesundheit Österreich GmbH, Abteilung für Evidenz und Qualitätsstandards, Österreich
  • Doris Pfabigan - Gesundheit Österreich GmbH, Abteilung für Evidenz und Qualitätsstandards, Österreich
  • Marco Knelangen - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Ressort Informationsmanagement, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-03-02

doi: 10.3205/23degam170, urn:nbn:de:0183-23degam1701

Published: September 27, 2023

© 2023 Semlitsch et al.
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Text

Hintergrund: Mit einer Prävalenz von 4 bis 10% zählt das Restless-Legs-Syndrom (RLS) zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen in Deutschland. Die chronische Erkrankung äußert sich durch einen unkontrollierbaren Bewegungsdrang und Missempfindungen in den Beinen und führt bei Betroffenen zu Schlafstörungen. Die Therapie des RLS erfolgt primär medikamentös, doch stellen auch nicht medikamentöse Verfahren eine Behandlungsoption dar.

Fragestellung: Wir führten Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ein Health Technology Assessment zur Frage durch, ob nicht medikamentöse Verfahren zu einer Verbesserung der RLS Symptomatik führen können. Hier werden die Ergebnisse der Nutzenbewertung berichtet.

Methoden: Die Erstellung erfolgte gemäß dem aktuellen Methodenhandbuch des IQWiG. Eine umfassende Informationsbeschaffung wurde im Dezember 2021 durchgeführt. Eingeschlossen wurden RCTs zu nicht medikamentösen Verfahren bei primärem RLS in deutscher oder englischer Sprache.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 21 RCTs zu 16 unterschiedlichen Interventionen (Nahrungsergänzungsmittel, Medizinprodukte, Bewegungstherapie, Manualtherapie) eingeschlossen. Im Vergleich zu einer Scheinintervention oder keiner Therapie zeigten sich dabei statistisch signifikante und teilweise klinisch relevante Verbesserungen der RLS-Symptome durch Niedrigfrequenz-Elektrostimulation, Nahinfrarotlichttherapie, pneumatische Kompression, Kältetherapie, Massage- und Vibrationsgeräte, Krafttraining, Yoga, Akupunktur oder Counterstrain-Manipulation. Keine Wirksamkeit, jedoch eine erhöhte Rate an gastrointestinalen Nebenwirkungen zeigte sich bei der Einnahme von Baldrian. Zu den meisten Verfahren lagen dabei jedoch Ergebnisse aus nur einzelnen RCTs vor. Zudem waren die RCTs mit unter 100 Personen und einer Beobachtungsdauer von maximal 14 Wochen eher klein und von kurzer Dauer.

Diskussion: Die Studienlage zu nicht medikamentösen Verfahren bei RLS ist hinsichtlich der Interventionen sehr heterogen. Auch bestehen Limitationen aufgrund weitgehend niedriger Studienqualität, geringer Studiengröße und kurzem Follow-up. In Leitlinien finden nicht medikamentöse Behandlungsoptionen zu RLS bisher kaum Erwähnung.

Take Home Message für die Praxis: Es gibt unterschiedliche nicht medikamentöse Verfahren zur Behandlung des RLS, die in einzelnen RCTs eine Verbesserung der Symptome gezeigt haben. Allerdings ist die Evidenzlage für eine valide Bewertung eines langfristigen Effekts unzureichend.