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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Überversorgung im Bereich der niedergelassenen Allgemeinmedizin in Österreich – wichtigste Maßnahmen und Möglichkeiten der Reduktion

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ulrike Spary-Kainz - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Marie-Theres Tauchner - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Alexander Avian - Medizinische Universität Graz, Institut für Medizinische Informatik Statistik und Dokumentation, Graz, Österreich
  • Christina Radl-Karimi - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Andrea Siebenhofer - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland; Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-03-03

doi: 10.3205/23degam015, urn:nbn:de:0183-23degam0155

Published: September 27, 2023

© 2023 Spary-Kainz et al.
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Text

Hintergrund: Die Kosten des Gesundheitswesens steigen stetig und ein nicht unerheblicher Anteil der Diagnostik und Therapien leistet nicht nur keinen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung, sondern kann sogar Schaden anrichten [1]. Trotzdem werden überversorgende medizinische Maßnahmen weiterhin verordnet. Um diesem Verhalten entgegenwirken zu können, braucht es ein Verständnis der Barrieren, die einer Veränderung entgegenstehen.

Fragestellung: Was sind aus Sicht der österreichischen Allgemeinmediziner:innen die wichtigsten medizinischen Maßnahmen ohne gesicherten Nutzen? Welche Maßnahmen wären aus Sicht der befragten Allgemeinmediziner:innen notwendig, um medizinische Maßnahmen ohne gesicherten Nutzen reduzieren zu können?

Methoden: Als Teil eines internationalen Projekts wurde von Mai bis Juni 2022 4.001 niedergelassene Allgemeinmediziner:innen in Österreich eingeladen, einen Online-Fragebogen anonym zu beantworten.

Es wurde eine qualitative thematische Analyse der offenen Fragen durchgeführt, in der induktive und deduktive Ansätze mit Hilfe des ‚Behaviour Change Wheel‘ kombiniert wurden.

Ergebnisse: Insgesamt beantworteten 331 Teilnehmer:innen den Fragebogen, wovon 135 die erste und 131 die zweite Short-answer-Frage beantworteten. Als häufigste nicht notwendige Maßnahme wurde „Bildgebung“ mit 80 Nennungen genannt, gefolgt von „Labor“ mit 44 und „Medikation“ mit 32 Nennungen. Bei der Frage, welche Maßnahme am zielführendsten wäre, um Überversorgung zu reduzieren, wurde auf Interventionsebene „Bildung“ (n = 31) und „Befähigung“ (n=26) und auf Policy-Ebene „Leitlinien“ (n=25) genannt.

Diskussion: Österreichische Allgemeinmediziner:innen benennen – wie auch aus der internationalen Literatur bekannt – primär die Bildgebung, das Labor und die Medikation als eine der wichtigsten medizinischen Maßnahmen ohne gesicherten Nutzen. Spezifische Weiterbildung in diesem Bereich, Leitlinien und die Befähigung ist für sie Voraussetzung, um medizinische Maßnahmen ohne gesicherten Nutzen zu reduzieren.

Take Home Message für die Praxis: Es braucht ein Bewusstsein für Überversorgung im eigenen Arbeitsbereich, damit unnötige Diagnostik und Therapien vermieden werden. Abgeleitet von den Antworten der Ärzt:innen ist es besonders wichtig, dieses Thema verstärkt in der Aus- und Weiterbildung zu etablieren.


Literatur

1.
OECD. Tackling Wasteful Spending on Health. OECD Publishing: Paris. [cited 2023 Jun]. Available from: https://www.oecd.org/health/tackling-wasteful-spending-on-health-9789264266414-en.htm External link