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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken: „Die Abholbox der Bibliothek der Ärztekammer Hamburg – so kommt das Fachbuch zum Facharzt“

Pilot projects in medical libraries: “The pick up box of the library of the Hamburg medical association – a way to bring scientific information to medical specialists”

Fachbeitrag Leuchtturmprojekte

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  • corresponding author Maike Piegler - Ärztekammer Hamburg – Bibliothek des Ärztlichen Vereins, Hamburg, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2014;14(3):Doc27

doi: 10.3205/mbi000324, urn:nbn:de:0183-mbi0003248

Published: December 19, 2014

© 2014 Piegler.
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Zusammenfassung

Die Bibliothek der Ärztekammer Hamburg war in der Vergangenheit mit der Problematik konfrontiert, dass es vielen Mitgliedern der Ärztekammer aufgrund ihrer Arbeitszeiten und der relativ begrenzten Öffnungszeiten der Bibliothek nicht möglich war, den Service der Ausleihe von Fachbüchern zu nutzen. Als Lösung hat die Bibliothek die Abholbox entwickelt. Diese ermöglicht den Lesern eine Abholung bestellter und vorgemerkter Medien außerhalb der Öffnungszeiten, täglich bis 24 Uhr.

Abstract

In the past the library of the Hamburg medical association had a problem with many members of the association not being able to use the library’s on-site services due to long working hours and relatively confined opening hours of the library. Therefore, the library has developed the pick up box. This allows users to pick up pre-ordered and reserved media outside of business hours up until midnight.


Die Ausgangssituation: „Ich muss ja immer arbeiten, wenn Sie geöffnet haben!“

In Gesprächen mit ärztlichen Lesern sowie mit Kammermitgliedern, die noch keine Leser waren, wurden wir immer wieder darauf hingewiesen, wie schwierig ein Besuch der Bibliothek mit den Arbeitszeiten der Ärzte zu vereinbaren sei. Wir haben bereits vor einigen Jahren darauf reagiert und bieten verschiedene Serviceleistungen, die keinen persönlichen Besuch der Bibliothek erfordern, wie z.B. die Zusendung von Aufsatzkopien und Literaturrecherchen, erfolgreich an [1]. Die Ausleihe von Fachbüchern ist weiterhin ein wichtiger Aspekt der Literaturversorgung der in Praxis und Klinik tätigen Medizinern [2] Wir boten bisher mehrere Alternativen zur persönlichen Ausleihe an, wie z.B. die Ausleihe durch eine Person des Vertrauens, durch Fahrdienste der Kliniken, einen Kurierdienst und die Ausleihe über die Behördenpost. Diese Angebote kommen jedoch nur für wenige Kammermitglieder in Frage. Die Lieferung per Bücherkurier wird äußerst selten in Anspruch genommen, da die Kosten, welche nach Entfernung berechnet werden, oftmals als zu hoch angesehen werden.

Unsere Öffnungszeiten können derzeit u.a. aus finanziellen Gründen nicht erweitert werden. Daher suchten wir nach einer Lösung, welche die Ausleihe außerhalb der Öffnungszeiten, insbesondere am Wochenende, ermöglicht. Wir sichteten Angebote verschiedener Anbieter. Diese kamen aus verschiedenen Gründen (Kosten, Nutzung von RFID-Technologie) für uns nicht in Frage. Die seit einigen Jahren in vielen Bibliotheken und anderen Einrichtungen gebräuchlichen Schließfächer mit elektronischen Schlössern erwiesen sich als die kostengünstige und am einfachsten zu bedienende Lösung. Wir beschlossen, einen solchen Garderobenschrank in eine „Abholbox“ zu verwandeln. Da sich unsere Bibliothek im Altbau der Staats- und Universitätsbibliothek befindet, lag es nahe, für diese Abholbox einen Standort im dortigen Benutzungsbereich zu finden.


Unser Angebot – die Abholbox

Die Abholbox ist also ein Garderobenschrank mit zwölf Fächern, die mit elektronischen Schlössern ausgestattet wurden. Der schlichte Metallschrank wurde auf der Vorderfront mit Folie beklebt, die mit dem Bibliothekslogo und der Bezeichnung „Abholbox“ bedruckt ist. Die Abholbox ist im Benutzungsbereich der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg aufgestellt und daher täglich von 9 Uhr (am Wochenende ab 10 Uhr) bis 24 Uhr zugänglich. Sie ermöglicht unseren Lesern, bestellte und vorgemerkte Medien unabhängig von unseren Öffnungszeiten abzuholen. Falls uns der Leser keine konkreten Titel nennt, stellen wir ihm auch Medien zum gewünschten Thema zusammen. Die Nutzung läuft folgendermaßen ab: der Leser teilt uns mit, dass er Medien aus der Abholbox holen möchte. Wir verbuchen die Medien auf seinem Leserkonto, legen sie in eines der Fächer und verschließen es mit einem vierstelligen Code. Diesen und die Fachnummer teilen wir dem Leser per E-Mail mit. Dieser hat eine Woche lang Zeit, die Bände abzuholen. Sollten sie bis dann nicht abgeholt sein, entnehmen wir sie und buchen sie vom Konto. Die Leihfrist beträgt die üblichen vier Wochen, mit Option zur Leihfristverlängerung. In der Bibliothek führen wir eine einfache handschriftliche Übersicht zur Belegung der Fächer und den Liegezeiten. Für die Rückgabe der Medien können die Leser die Rückgabebox nutzen, die direkt neben der Abholbox steht.

Die wichtigste Voraussetzung für das Projekt war die Zusage der Staatsbibliothek, uns einen Standort im Benutzungsbereich dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Da eine RFID-Einführung für unsere Einrichtung nicht geplant ist, musste eine Lösung ohne diese Technologie gefunden werden. Aufgrund des Standortes im Benutzungsbereich bestand die Gefahr, dass Leser der Staatsbibliothek die Fächer als Garderobenfächer missbrauchen könnten. Aus diesem Grund wählten wir programmierbare Schlösser und teilten jedem Schloss drei feste Codes zu. Die Schlösser lassen sich nur mit diesen Codes öffnen und schließen, was die Möglichkeit der Fehlnutzung auf ein Minimum reduziert. Eine weitere wichtige Voraussetzung war, dass die Bedienung der Fächer möglichst selbsterklärend sein sollte, damit unsere Leser das Angebot ohne Schwierigkeiten nutzen können.


Erste Erfahrungen

Inzwischen haben einige unserer Leser das Angebot gut angenommen. Die Abholung der Medien erfolgt so gut wie immer innerhalb der Frist, ansonsten melden sich die Leser und vereinbaren eine längere Liegezeit. Es gab bisher in keinem Fall Probleme wegen vergessener Codes oder Missbrauch der Fächer als Garderobenschrank. Das Feedback der Leser ist durchweg positiv. Weitere Werbemaßnahmen, um den Bekanntheitsgrad zu vergrößern, wie z.B. ein ansprechend gestalteter Flyer, sind derzeit in Bearbeitung. Auch werden Abbildungen der Abholbox und ihres Standortes in die Webseite eingebunden, um z.B. in Telefonaten mit potentiellen Nutzern der Abholbox den Service besser verdeutlichen zu können.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Literaturversorgung aus erster Hand. Hamb Ärztebl. 2013;67(10):11. Verfügbar unter: http://www.aerztekammer-hamburg.de/funktionen/aebonline/pdfs/1381392748.pdf External link
2.
Abholbox erleichtert Zugriff auf Fachbücher. Hamb Ärztebl. 2014;68(2):30-1. Verfügbar unter: http://www.aerztekammer-hamburg.de/funktionen/aebonline/pdfs/1392027849.pdf External link