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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Von Dezentral zu Zentral: Würzburger Medizin-Bibliotheken

From decentralized to centralized: Medical Libraries in Würzburg

Fachbeitrag

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GMS Med Bibl Inf 2009;9(2-3):Doc52

doi: 10.3205/mbi000180, urn:nbn:de:0183-mbi0001808

Published: May 7, 2010

© 2010 Klein.
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Zusammenfassung

An der Universität Würzburg existieren in der Medizinischen Fakultät noch zahlreiche kleinere Instituts- und Klinikbibliotheken. Mehrere davon konnten in den letzten Jahren zu einer größeren Einheit zusammengefasst werden. Eine zentrale Medizinbibliothek lässt sich in der aktuellen Situation nicht verwirklichen. Deshalb soll die Aboverwaltung nun zentralisiert werden.

Schlüsselwörter: Medizinbibliotheken, Würzburg

Abstract

At the University of Würzburg there are numerous small libraries at the institutes and clinics of the medical faculty. Several of them merged in the last years to a bigger unit. A central medical library can actually not be installed. The administration of the journal subscriptions will now be centralized.

Keywords: Medical libraries, Würzburg


Die Würzburger Bibliothekslandschaft im Fach Medizin

Das Bibliothekssystem der Universität Würzburg geht auf ein klassisches zweischichtiges System zurück. Neben der Zentralbibliothek existieren noch heute zahlreiche Teil-, Instituts- und Klinikbibliotheken. Seit Jahren arbeitet die Universitätsbibliothek deshalb an der räumlichen und organisatorischen Zusammenfasssung von kleineren zu größeren Einheiten. Begleitet wird dieser Prozess durch die Ausdehnung der Integrierten Medienbearbeitung auf die verschiedenen Bibliotheksstandorte.

In vielen Fakultäten ist dieser Prozess mittlerweile abgeschlossen, die Umsetzung der funktionalen Einschichtigkeit ist gelungen. Eine wichtige Ausnahme stellte bisher die Medizinische Fakultät dar. Im Fach Medizin belegt die Universität Würzburg in Forschung und Lehre deutschlandweit seit Jahren beste Plätze. Die räumliche Situation vor Ort dagegen war schwierig: Die Institute und Kliniken der Medizinischen Fakultät waren weit verstreut über mehrere Teile der Stadt und mit ihnen die vielen dazugehörigen Bibliotheken. Da dies für den Lehr-, Forschungs- und Klinikbetrieb höchst nachteilig ist, hat die Medizinische Fakultät in den letzten Jahren große Anstrengungen zur Zusammenführung der verstreuten Bereiche unternommen. Vom neuen Klinikkomplex ging bereits 2004 der erste Teil, das Zentrum für Operative Medizin (ZOM), in Betrieb. 2009 folgte mit dem Zentrum für Innere Medizin (ZIM) der zweite Teil. Im neuen Klinikkomplex konnten auch im Bibliotheksbereich deutliche Verbesserungen erzielt werden. So konnte im Juli 2009 die Teilbibliothek ZOM | ZIM eröffnet werden, die die Bestände von 7 bisherigen Klinikbibliotheken zusammenfasst und damit jetzt die größte Bibliothek der Medizinischen Fakultät darstellt.

Nach wie vor ist es das Ziel der Universitätsbibliothek, eine Zentrale Medizinbibliothek für die Universität Würzburg einzurichten, die insbesondere für die Studierenden der Medizin wesentliche Verbesserungen bei den Studienbedingungen mit sich bringen würde. Im Zuge der zahlreichen baulichen Maßnahmen auf dem zentralen Gelände der Medizinischen Fakultät im Stadtteil Grombühl waren bereits zeitweise Flächen dafür vorgesehen. Leider stehen angesichts der großen laufenden Bauvorhaben derzeit keine finanziellen Mittel zur Verfügung, um eine Medizinische Zentralbibliothek zu verwirklichen. Zumindest die Verwaltung der Zeitschriftenabonnements soll nun zentralisiert werden, um einen effizienteren Personaleinsatz zu gewährleisten und die knappen Literaturmittel besser auszunutzen. Die Vorbereitungen für eine zentrale Aboverwaltung in der Medizin laufen, so dass die Integrierte Medienbearbeitung auch in der Medizin bald schon für einen Großteil der verausgabten Mittel zum Einsatz kommt.

Die Bibliothek als Ort

Nach wie vor ein wichtiger Ort für die Studierenden der Medizin ist die Zentralbibliothek der Universität, auch wenn diese vom zentralen Gelände der Medizinischen Fakultät räumlich weit entfernt ist. Die Zentralbibliothek der Universität hat umfangreiche Öffnungszeiten (Mo–Fr: 8:30–22:00, Sa–So: 9:00–20:00). Die Monographien, Zeitschriften und Lehrbücher der Medizin sind komplett in den Gesamtbestand der Zentralbibliothek integriert. Das Gebäude der Zentralbibliothek am Hubland wurde 1981 bezogen und war bereits als Freihandbibliothek konzipiert. Als Aufstellungssystematik kommt im Freihandbereich die Regensburger Verbundklassifikation zum Einsatz, die Beschlagwortung erfolgt kooperativ im Bibliotheksverbund Bayern nach RSWK. Es stehen über 700 Benutzerarbeitsplätze zur Verfügung, davon über 130 mit Computerarbeitsplätzen. Die Zahl der Benutzerarbeitsplätze wird momentan durch Auslagerung von selten genutzten Zeitschriftenbänden noch deutlich erhöht. WLAN ist in der gesamten Zentralbibliothek nutzbar.

Eine bedeutende Verbesserung für die Studierenden der Medizin stellt die neue Teilbibliothek ZOM | ZIM dar. Mit ihren 59 Arbeitsplätzen (inkl. 9 Arbeitsplätze in Einzelkabinen), davon 20 Computer-Arbeitsplätze, stehen den Studierenden und Mitarbeitern dieser Kliniken für Würzburger Verhältnisse völlig neue Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung. Eine Sofaecke lädt zum gemütlichen Sitzen ein. Schon in den ersten Öffnungstagen gelangte die Bibliothek bei den Arbeitsplätzen an ihre Kapazitätsgrenzen. Daran zeigt sich der enorme Bedarf an geeigneten Arbeitsmöglichkeiten, der auch durch diese Bibliothek noch nicht gedeckt werden kann. Die Öffnungszeiten der Bibliothek konnten mit Hilfe von Studienbeiträgen weit über die regulären Öffnungszeiten hinaus erweitert werden. Um die Mittel optimal zu nutzen, sind die Öffnungszeiten an den wechselnden Bedarf der Studierenden im Semesterverlauf angepasst. Geöffnet ist ganzjährig von Montag–Sonntag, in der ersten Semesterhälfte von Mo–Fr: 08:30–20:00 Uhr, Sa–So: 10:00–16:00 Uhr. In der intensiven Klausurenphase sind die Öffnungszeiten abends bis 22 Uhr (Mo–Fr) bzw. 21 Uhr (Sa+So) erweitert. Nach den Prüfungsterminen für das erste Staatsexamen folgt die Ferienphase mit reduzierten Öffnungszeiten von 10–16 Uhr (Mo–So).

Daneben gibt es in der Medizin über 20 weitere Instituts- und Klinikbibliotheken, die sehr unterschiedlich in Ausstattung und Zugänglichkeit sind. Drei dieser Bibliotheken bieten für Studierende ebenfalls noch Arbeitsplätze und passende Bestände. Die Nutzung aller weiteren Bibliotheken durch Studierende ist sehr gering. Auch die Nutzung der Print-Bestände durch Mitarbeiter lässt aufgrund der umfassenden elektronischen Angebote von Jahr zu Jahr weiter nach. Manche dieser Bibliotheken stellen für die Mitarbeiter der jeweiligen Klinik eine wichtige Mittlerfunktion bei der Suche nach Literatur dar. Die Bibliotheksmitarbeiterinnen vor Ort (alle OPLs) helfen den Mitarbeitern bei der Suche nach Literatur, Fernleihen etc.

Eine bedeutende Sondersammlung findet sich im Historischen Archiv des Pathologischen Instituts mit Literatur von und über Rudolf Virchow.

Die digitale Bibliothek

Die Beschaffung und Bereitstellung von digitalen Medien wird von der Universitätsbibliothek zentral für alle Fächer koordiniert. Die digitale Bibliothek für die Medizin ist deshalb wie bei allen anderen Fächern in das Gesamtangebot der Universität Würzburg integriert und wird darüber hinaus nicht zusätzlich an einer weiteren Stelle speziell für die Medizin präsentiert. Die Datenbanken der Medizin werden über das Datenbank-Informationssystem bereitgestellt. PubMed/Medline und die Cochrane Library stellen die wichtigsten Medizin-spezifischen Datenbanken dar. Bei den elektronischen Zeitschriften nutzt die Universitätsbibliothek seit Jahren die Elektronische Zeitschriftenbibliothek zur Präsentation der Zeitschriften. Durch die Teilnahme an mehreren Nationallizenzen und Konsortialverträgen (über Bibliotheksverbund Bayern, FAK und GASCO) und durch viele Einzellizenzen steht bei der Medizin ein breites Angebot an Online-Zugängen zur Verfügung, das rege genutzt wird. Über Studienbeiträge besteht derzeit zudem die Möglichkeit, studienrelevante E-Books zu finanzieren.

Veranstaltungen, Informationen

Seit mehreren Jahren setzt die Universitätsbibliothek den Schwerpunkt bei der Vermittlung von Informationskompetenz bei der Einbindung in die Bachelor- und Master-Studiengänge. Ziel ist es, möglichst viele Studierende mit Pflicht- oder Wahlpflichtmodulen zu erreichen. In vielen Bachelor- und Master-Studiengängen der Universität Würzburg ist die Universitätsbibliothek deshalb mit Modulen zur Vermittlung von Informationskompetenz bereits dauerhaft verankert. Da die Medizin bisher nicht auf Bachelor/Master umgestellt wurde, gibt es derzeit im Curriculum des Medizinstudiums keine fest eingebundenen Veranstaltungen. Es finden regelmäßig Schulungen zur Datenbankrecherche in der Medizin mit praktischen Übungen im Schulungsraum der Zentralbibliothek statt und auf Anfrage auch darüber hinaus für kleinere Gruppen. Zudem finden regelmäßig Katalogschulungen statt, die Studierenden aller Fächer offenstehen. Auch die Veranstaltungen zum Literaturverwaltungsprogramm EndNote werden durch Studierende der Medizin gut genutzt.

Darüber hinaus finden auf Anfrage immer wieder Veranstaltungen in den verschiedenen Kliniken und Instituten zu effektiver Literatursuche, Literaturverwaltung und sonstigen Wunschthemen statt. Meist werden diese Präsentationen in regelmäßig stattfindende Besprechungen, Seminare etc. von Klinik oder Institut integriert.

Wichtige Informationen werden über einen dafür angelegten Mailverteiler per E-Mail an Mitarbeiter in Universität und Uniklinikum versandt. Interessante Informationen für Studierende werden per E-Mail an die Fachschaft verbreitet. Die Resonanz auf E-Mails dieser Art war bei Mitarbeitern und Studierenden bisher immer sehr positiv.

Open Access in Würzburg

Die Universitätsbibliothek Würzburg setzt sich seit Jahren für die Verbreitung des Open Access Gedankens ein und informiert auf den verschiedensten Ebenen uni-intern über die Möglichkeiten des Open Access Publizierens. Unterstützt wird die durch die Mitgliedschaft bei BioMed Central, die zeitweise Mitgliedschaft bei PLoS und ein institutionelles Repositorium auf OPUS-Basis. Unter den Würzburger Medizinern gibt es einige Autoren, die Open Access aktiv unterstützen.

Kennzahlen

Die gängigen Kennzahlen einer Bibliothek liegen für die Universitätsbibliothek Würzburg insgesamt vor. Eine Untergliederung in den Anteil des Faches Medizin lässt sich nur bei manchen der Kennzahlen vornehmen. Bei Ausleihzahlen, Zugriffen auf E-Zeitschriften etc. lässt sich nicht unterscheiden, welcher Anteil auf die Medizin zurückgeht. Deshalb ist ein Vergleich der Kennzahlen für die Medizin in Würzburg nicht sinnvoll.

Kontakt

Universitätsbibliothek Würzburg
Am Hubland
97074 Würzburg
http://www.bibliothek.uni-wuerzburg.de/

Die Teil-, Instituts- und Klinikbibliotheken der Medizin haben keine eigene Webpräsenz. Die Informationen zu diesen Bibliotheken (Öffnungszeiten etc.) sind in die Homepage der Universitätsbibliothek integriert.